Fortsetzung [1600 - 2000]


Der nachfolgende Text basiert im Wesentlichen auf dem 1. Kapitel des Buches "Die Geschichte der Gemeinde Götterswickerhamm" von Walter Neuse, allerdings zwecks leichterer Lesbarkeit in angepaßter und gekürzter sowie bebilderter Form.

Fam. v. Mum zu Schwarzenstein auf Haus Götterswick

So kam Haus Götterswick in den Besitz des Franz v. Mum zu Schwarzenstein, der auf Haus Erprath bei Xanten wohnte. Als dieser verstarb mußte seine Witwe Anna von Geldern sich um den Wiederaufbau von Haus Götterswick kümmern. Sie stand nach dem Tod ihres Mannes vor der Aufgabe, die Zukunft ihrer zwei nun vaterlosen Söhne zu sichern. Es gelang ihr, bei der klevischen Lehnskammer zu erwirken, daß jedem Sohn 1656 ein Lehnsgut zufiel, dem ältesten, Rudolf Bernhard, das Haus Wintersohl, gelegen an der Lenne, östlich Werdohl,  dem jüngsten, 1643 geborenen Reinhard Maximilian, Haus Götterswick.

 

Die Baukosten aus eigenen Mitteln zu bestreiten, war ihr nicht möglich. Es wurde ihr jedoch von der Regierung gestattet, das Lehnsgut mit Anleihen zu beschweren. Während sich die Mutter bemühte, dem Sohn eine Wohnstätte zu bereiten, hatte dieser (Reinhard Maximilian) sich in kurkölnischen Kriegsdienst begeben und rückte 1661 als 18jähriger Jüngling mit nach Ungarn gegen die Türken aus.  Als er zurückkehrte konnte er mit seiner Frau Elisabeth v. Torck das wieder aufgerichtete Haus Götterswick beziehen.

 

Ein Brand vergrößert die Schulden

Doch schon im Jahre 1668 erlitt das Anwesen durch einen Brand beträchtlichen Schaden. So mehrten sich die Schulden und bereiteten dem aus dem Kriegsdienst als Rittmeister heimgekehrten Herrn Sohn v. Götterswick (Reinhard Maximilian) schwere Sorgen.

 

Darum begrüßte er es, als sich erneut die Gelegenheit zum Kriegsdienst bot. Am 9. Januar 167l ließ er sich vom Bischof von Münster anwerben und stellte zur Verteidigung von dessen Land und Leuten eine Schwadron von 50 Mann auf. „Der Bischof möge der Schwadron das Quartier im Kirchspiel Heeck anweisen und verordnen, daß dieselbe bei ihrer Ankunft aldar mit gebührendem Unterhalt versehen werde."

 

lm darauf folgendem Jahr tat sich der Rittmeister v. Mum bei der Erstürmung einer Bastion der holländischen Festung Koevorden besonders hervor, wurde allerdings bei der „ruhmvollen und glücklichen Ausführung verwundet“.


Reinhard Maximilians Lebensabend war sehr betrübt

Der Lebensabend des zum Obrist zu Roß beförderten Reinhard Maximilian v. Mum war sehr getrübt. Obwohl erst 60 Jahre alt, fühlte er sich als Greis. Seine Frau war geistesschwach. Kinder blieben ihm versagt. Doch mehr noch als Krankheit und häusliche Not quälte ihn die Sorge um Zufriedenstellung seiner Gläubiger.

 

Schon seit 1677 war er ihrem Drängen ausgesetzt. Damals gelang es ihm noch, dieses Unheil vorerst abzuwenden und die Gläubiger zu vertrösten. Aber nun war es so weit, daß er keinen anderen Ausweg sah, als das Lehen zu Haus Götterswick zu verkaufen.

 

Am 14. Juni 1703 bat Reinhard Maximilian v. Mum den König um die Genehmigung, Haus Götterswick an seinen Neffen Johann Georg v. Loen käuflich überlassen zu dürfen. Doch ehe noch über seine Gesuche entschieden war, sollte er aller Sorge enthoben sein. Am 18. Oktober 1703 erlöste ihn davon der Tod!

In Gedenken an Reinhard Maximilian v. Mum

Über das Begräbnis schrieb der damalige Pfarrer von Götterswickerhamm am 28. Oktober 1703:

Herr Reinhardt Maximilian von Mum, Herr zu Götterswick, des Abends mit Windlichtern in der Kirche begraben und auf Begehren seines Bruders Herrn Rudolf Bernhards von Mum, Herr zu Wintersohl, und der Wittiben Frau Elisabeth von Torck, von mir mit einer Abdankung [Grabrede] bedacht.

 

In der Götterswickerhammer Kirche hängt heute noch an einer Seitenwand die mit schlichtem Rahmen versehene Memorientafel, mit der Aufschrift:

„Obyt den 18. October 1703 ist der hochwohlgeborene Herr Reinert Maximilian Mum von Schwarzenstein, Herr zu Götterswick, Fürstlicher Münsterischer Obriste zu Roß, seines Alters 60 Jahre gestorben..

 

In der Mitte der Tafel findet sich das Mum’sche Wappenschild: Im roten Felde ein Querbalken mit drei in Blau u. Silber gespachtelten Reihen.

Aus dem Bericht eines Richters des Gerichts Götterswickerhamm:

Der unlängst beigesetzte Reinhard Maximilian v. Mum ist verstorben ,mit Hinterlassung einer verkindschten 77jährigen Witwe. Als sein Bruder auf Haus Wintersohl davon benachrichtigt wurde, hat er sich gleich im Sterbehause eingefunden, aber sich nicht der Witwe angenommen sondern mit dem besten Pferde und manchem mehr, was er nachgehends zu Gelde gemacht haben soll, nach der Grafschaft Mark zurückgekehrt.

 

Der Richter (Lambert Lamers) veranlaßte daraufhin die sofortige Beschlagnahme der Hinterlassenschaft, wobei sich herausstellte, daß keine Bestialien (Pferde, Kühe) mehr vorhanden. Knechte und Mägde, denen der Lohn noch ausstand, ließen die Witwe in Stich. Ein gnädiges Geschick hat die dem Elend preisgegebene Witwe bald erlöst. Im Sterberegister des Kirchenbuchs Götterswickerhamm findet sich folgende Eintragung:

 

„1705, den 3. Januaris: Die Hocbwohlgeborene Frau Elisabeth von Torck, Wittib weiland des Hochwohlgeborenem Herrn Reinhard Maximilian von Mum, Herrn zu Götterswick, in die 70 bis 80 Jahre alt, ist des Abends in der Kirche beigesetzt.“

 

Auf Befehl der Regierung nahm Richter Lamers am 5. Juli 1704 alles, was zu dem Lehen Götterswick gehörte, unter Beachtung der dabei gebräuchlichen Formen und Feierlichkeiten für den König, in Besitz. Die Beschlagnahme wurde aber bald aufgehoben, da Rudolf Bernhard v. Mum, Herr zu Wintersohl den Antrag stellte, ihm das durch den Tod seines Bruders (Reinhard Maximilian v. Mum) freigewordene Lehen zu übertragen. Er sah aber ein, daß er sein Versprechen, die darauf lastenden Schulden abzutragen, nicht halten konnte und so überließ er das Lehen zu Haus Götterswick dem von seinem Bruder zum Nachfolger ausersehenen Johann Georg v. Loen (Neffe von Reinhard Maximilian) gegen ein gewisses Kaufgeld überließ.


Das Lehen zu Haus Götterswick gelangte also in den Besitz der Fam. des Johann Georg v. Loen, 

dem ältesten Sohn der Eheleute Johann Ignaz v. Loen und Wilhelmine v. Elverich auf Haus Paumühlen in Hiesfeld.

 

Unter ihm und unter seinem Sohn und Nachfolger wurde das Burghaus wieder hergerichtet. Zwei an der Südseite des Hauses eingemauerte Steine mit der Jahreszahl 1722 bzw. 1725 verraten die Bauzeit. Über der Haustür prangt heute noch das Wappen der Herren v. Loen. Auch außerhalb des Burggrabens ließ er ein neues Nebengebāude errichten.